Hört euch die Geschichte an

Wie riecht ein Abenteuer
CALIMIGO: 
Hallo, ich bin´s CALIMIGO! Uuuuahh, was für ein aufregender Tag! Aber bevor ich in meinem gemütlichen Nest die Augen zumache, muss ich euch noch erzählen, was mir passiert ist und wie ich rausgefunden habe, wie ein Abenteuer riecht!

Also, wie jeden Morgen habe ich mich auf die Suche nach einem neuen Abenteuer gemacht. Ich schaute bei all meinen Freunden vorbei, es schien überall ein toller Tag zu werden. Doch in der  Hotelküche entdeckte ich meine Freundin Hatschepsut. Ich habe einmal eine Statue von einer ägyptischen Herrscherin gesehen und Hatschepsut erinnert mich total an sie. 

Hatschepsut ist zuerst gaaaaanz ruhig auf einem Stuhl gesessen und hat angestrengt nachgedacht, dann ist sie plötzlich aufgesprungen, zu den kleinen Gläsern mit den Gewürzen gelaufen. Und hat in jedes hineingeschnuppert. „Ich finde es nicht“, sagte Hatschepsut. „Ich finde es einfach nicht.“ – „Ja was denn?“, fragte ich. Schön langsam wurde ich auch aufgeregt, von all der Aufregung.  Endlich schaute sie mich an und sagte: „Ich habe schon wieder von diesem Geruch geträumt, den ich aus der Küche meiner Großmutter kenne. Seit Wochen träume ich von diesem Geruch: salzig und nussig, gleichzeitig süß und frisch, nach warmem Sand und einem Hauch von Honig. Und es lässt mir einfach keine Ruhe.  Ach, seitdem bin ich auf der Suche danach.“ Sie sei schon überall gewesen, erzählte sie mir, in der Wüste, am Meer und in den Bergen.   

Und dann fragte Hatschepsut, ob ich ihr nicht helfen könne. Nicht so gut, meinte ich - Ich war ja mit der Suche nach einem Abenteuer beschäftigt. Da versprach sie mir, den Inhalt ihres goldenen Amuletts zu zeigen, das sie immer um den Hals trägt, wenn ich ihr helfe. Ein Amulett, das klang genau nach dem richtigen Abenteuer! Ich streckte ihr also meinen Flügel entgegen und Hatschepsut schlug ein. Und dann machten wir uns auf die Suche nach dem geheimnisvollen Duft. Als wir unten am Strand waren, begann Hatschepsut wieder zu schnuppern. „Hier riecht es nach Honig“, sagte sie. Habt ihr schon einmal an Honig gerochen?  

Da entdeckten wir ein Mädchen. Melina (so hieß sie) erzählte uns, dass sie so gern hinaus aufs Meer fahren wolle, aber sich allein nicht traue. Ja natürlich sind wir da mit ihr gefahren. Hatschepsut, die ja alle hier kennt, hat ein Boot organisiert und es war eine wunderschöne Fahrt. Die Sonne ließ das Meer glitzern, wie wenn ganz viele Sterne in die Wellen gefallen wären. Als wir wieder am Anlegesteg waren schenkte Melina uns dafür eine frische Dattel. Dann wünschte sie uns viel Glück für die Suche und sagte noch: „Von Gold umhüllt, alles erfüllt.“ Nur ein Hauch von Honig blieb zurück.

Na super, aber die süße Dattel brachte mich auf die Idee. Ich erinnerte mich an einen kleinen Garten außerhalb des Hotels, den ich einmal aus der Luft gesehen hatte. Wir wanderten hin und es war schon Nachmittag, als wir über die Mauer des kleinen Gartens stiegen. Also, Hatschepsut kletterte über das Mäuerchen in den Garten, ich bin einfach hineingeflogen. Es war ein wunderschöner versteckter Platz, mit alten Maulbeerfeigen und jungen Nussbäumen, die einen kleinen Brunnen umstanden.  Das Wasser war kühl und einige Nussschalen lagen im Gras. Ich spielte ein bisschen damit. Hatschepsut lachte und stecke eine Nussschale ein. Plötzlich erscholl eine strenge Stimme. Man hatte uns entdeckt. Wir nahmen alle Beine und Flügel in die Hand und liefen davon.

Ein bisschen erschöpft vom Davonlaufen tranken wir, im von der Sonne noch warmen Sand,  einen frischen Minztee – den mag ich einfach super gerne. Die Sonne ging über dem Meer unter. Da umhüllte uns plötzlich der Geruch von Honig und wir sahen Melina auf uns zukommen. Sie bat um einen Schluck zu trinken. Wir gaben ihr einen unserer Becher ab und erzählten ihr, dass der Tag fast um war und wir den Geruch noch nicht gefunden hatten. Es war vorbei. Kein Traum-Geruch. Da sagte Melina: „Seid doch nicht so traurig! Das war doch wirklich ein magisches Abenteuer, und ich glaube, ihr habt alle Zutaten für den Traum-Geruch schon in eurem Herzen!“

Neben dem warmen Sand rieche ich immer noch die frische Minze, sagte da Hatschepsut. Ich hielt ihr die süße Dattel entgegen und Hatschepsut kramte in ihrer Tasche und zog auch noch die Nussschale hervor. In der salzigen Meeresluft vermischte sich der Duft zu einer einzigartigen Kombination. Hatschepsut schnupperte. Dann seufzte sie enttäuscht. „Etwas fehlt immer noch“, sagte sie. „Und du Calimigo, hast immer noch kein Abenteuer“. Melina lächelte uns an und sagte: „Von Gold umhüllt, alles erfüllt.“ Dann ging sie und nur ein Hauch von Honig blieb zurück. Da fiel Hatschepsut etwas ein: “Von Gold umhüllt, alles erfüllt! Natürlich Calimigo, du darfst ja noch in mein goldenes Amulett sehen.“ Sie öffnete die Kette  um ihren Hals und überreichte es mir: „Mach es auf.“ Ich öffnete es und plötzlich war es perfekt, der Geruch aus Hatschepsuts Traum und mein Abenteuer. Hatschepsut lachte: „Natürlich, das Amulett habe ich von meiner Großmutter bekommen und sie hat darin immer ein bisschen Safran aufbewahrt, so wie ich auch. Das ist unser Goldgewürz, sehr selten und einzigartig!“

Wir hatten also die letzte Zutat gefunden, wir hatten neue Freunde gefunden, und wir hatten  gemeinsam ein echtes Abenteuer erlebt und jetzt weiß ich auch wie Abenteuer riechen: salzig und nussig, gleichzeitig süß und frisch, nach warmem Sand und einem Hauch von Honig. Einfach magisch. Und Melina wird wohl ein Geist gewesen sein, ein Honiggeist. Vielleicht war alles auch nur ein Traum. Uuaaah, ein schöner Traum, vielleicht kann ich ihn nochmal träumen. Schlaft gut, und für morgen wünsch ich euch:

Have a nice day.